Uraufführung. Oper in 12 Bildern
Saarländisches Staatstheater
Premiere 13.5.23
Musikalische Leitung | Stefan Neubert |
Bühnenbild + Video | Fabian Liszt |
Kostüme | Julia Rösler |
Licht | Karl Wiedemann |
Sounddesign | Matthias Erb |
Dramaturgie | Anna Maria Jurisch |
Chor | Jaume Miranda |
MIT | Valda Wilson Max Dollinger Alois Neu Hiroshi Matsui Liudmila Lokaichuk Christian Clauß Markus Jaursch Bettina Maria Bauer Pauliina Linnosaari Judith Braun Melissa Zgouridi Georg A.Bochow Kostyatin Matslov/Benjamin Schmidt |
Opernchor des Saarländischen Staatstheaters
Saarländisches Staatsorchester
Fotos: Martin Kaufhold/Martin Sigmund
„ ‚Ophelia‘ von Sarah Nemtsov (…) ist ein erschütterndes, ideen-und allusionsreiches Musiktheater der totalen Grenzüberschreitung (…). Ein Stück der Intensitäten, insistierend und irisierend, enervierend und expressiv, grell und schrill, mit einem Wort: eine wahre Zerreißprobe.
(…) ein nicht gar so kleines Regie-Kunststück ist hier zu konstatieren. Denn Eva-Maria Höckmayr gelingt das nahezu Unmögliche: Sie verknüpft das Überbordend-Verrückte, Abseitig-Unbotmäßige der Partitur, so manche Versponnenheit des Librettos und vor allem die vielen unterschiedlichen Ebenen dieses viele Grenzen überschreitenden Musiktheaters zu einem Reigen faszinierender Bilder. Diese ‚Ophelia‘ vergisst man so schnell nicht.“
Opernwelt. Jürgen Otten, 7/2023
„Regisseurin Eva-Maria Höckmayr schafft ein fantasievolles, düsteres Traumtheater: Videoprojektionen der Figuren auf einem transparenten Vorhang vor der Bühne und gezielte Lichteffekte, die die Zuschauer fast blenden, schaffen eine beeindruckende Traumkulisse. Ein Kaleidoskop an Bildern: Visionen aus Ophelias Leben, die der kranken Frau durch den Kopf gehen.“
SR3. Karsten Neuschwender, 13.5.23
„Ophelia ist nicht tot. Das ist der Ausgangspunkt von Sarah Nemtsovs neuer abendfüllender Oper. Und folgerichtig sieht man bei der offenen Bühne von Fabian Liszt im ersten Bild ein Krankenzimmer, Ophelia (Valda Wilson) liegt im Bett, ein übermüdeter Horatio (Max Dollinger) sitzt zusammengesunken an einem Tisch davor. (…)Wie prismenartige Splitter eines Kaleidoskops überlagern sich in diesem vielschichtigen Musiktheater eine Vielzahl alternativer Realitäten und Zeitebenen. Sie blitzen immer wieder durch die Rahmenhandlung auf, die nicht psychologisch-linear, sondern assoziativ präsentiert wird. (…) Eva-Maria Höckmayrs Regie gelingt es, diese Bilderflut von Assoziationsketten klar zu strukturieren und in Relation zueinander zu setzen. Einzelne Schlüsselszenen des Hamlet-Dramas sind erkennbar, andere Szenen haben Nemtsov und Bonné neu gestaltet. Die szenische Konstante, die diesen Wirbel verankert, ist das Krankenbett der überlebenden Ophelia IV. “
Die deutsche Bühne. Konstanze Führlbeck, 14.5.23
„Aus der Opferrolle befreit.
Nemtsov und ihr Librettist Mirko Bonné zäumen Shakespeares Schauspiel von hinten auf, wobei sie die Alternative von Hamlets Frage nach Sein oder Nichtsein in einer dritten Möglichkeitsform aufheben: im Sein zwischen Leben und Tod. Ophelias Krankenhausaufenthalt bildet den Rahmen für die eigentliche Handlung in der Geisterwelt, die sich im Kopf der Patientin abspielt. Hier tauchen sie alle wieder auf: Hamlets Mutter Gertrude mit der superben Koloratursopranistin Liudmila Lokaichuk, ihr Mann Claudius mit dem imperialen Bass von Hiroshi Matsui, Polonius (Markus Jaursch), Laertes (Melissa Zgouridi) und Rosenstern mit dem genießerischen Counter Georg A. Bochow als Gast. Dazu zwei Schauspieler, Alois Neu als stummer Vater Hamlets und Christian Clauß als Hamlet selbst, der sich rezitatorisch glänzend in das Gesangsensemble einfügt.(…) Für Valda Wilson in der Titelrolle ist dies auch die Initialzündung für ein neues Singen (…) – eine darstellerisch wie sängerisch außerordentliche Leistung.
(…) Dem musikalischen Aufwand steht die Inszenierung von Eva-Maria Höckmayr und Fabian Liszt (Bühne und Video) in nichts nach. Fast hat man den Eindruck, die akustische Komplexität müsse durch die visuelle noch überboten werden. Die Bühne teilt sich horizontal in zwei Spielflächen, die völlig abgedunkelte obere für den Schattenchor, die untere für die Krankenhaus-Szenerie. Doch kann auch alles nach unten gefahren werden, dann tun sich riesige Videoaufnahmen auf – die Gesichter der Sänger in Großaufnahme –, oder die Bühne öffnet sich nach hinten, wo wiederum mit Spiegeln und Video gearbeitet wird.“
FAZ. Lotte Thaler, 16.5.23
