EMMA UND EGINHARD. Telemann

MUSIKALISCHE LEITUNG René Jacobs
BÜHNENina von Essen
KOSTÜMEJulia Rösler
LICHTOlaf Freese
DRAMATURGIEMark Schachtsiek/Detlef Giese
MIT:Robin JohannsenFlorian Hoffmann
Nikolay BorchevStephan Rügamer
Sylvia SchwartzStephanie Atanasov
Johannes ChumKatharina Kammerloher
Narine YeghiyanGyula Orendt
Dimitry EgorovJan Martinik
Fotos: Monika Rittershaus

,,Das hochemotionale und ironisch-feudalkritische Musiktheater mit seinem überbordenden Arien-Parcours kann trotz der Länge von dreieinhalb Stunden die Spannung halten. Das hat mit der unter Jacobs fabelhaft akkurat, lebendig und schwungvoll phrasierenden Darbietung der Akademie für Alte Musik zu tun. Aber ebenso mit der poetisch historisierenden, dazu raffiniert ironischen Inszenierung von Eva-Maria Höckmayr.(…) Das Besondere dieser Barockoper in hinreißend verschrobenem Deutsch, liegt erstens in der ziemlich kühnen, von der Regissuerin mit Witz demonstrierten Konfrontation des hohen und des niederen Personals, das heißt in der dichten Kombination von Seria und Buffa. (…) Die zweite Besonderheit betrifft die dem Stück eingeschriebene Kritik des Adels samt seiner sozialen Ideologie. (…) Höckmayr findet auch für die drei beflissenen oder intriganten höfischen Minister Alvo, Adelbert und Wolrad durchaus amüsante Aktionen und Zusammenhänge. (…) wie psychologisch überraschend brillantes Liebes- und Gesellschaftstableau grundieren.”

Opernwelt, Wolfgang Schreiber, Juni 15

,,Schon während der Ouvertüre geht die Bühne spektakulär in Flammen auf. (…) Auf dem Kaminsims drei Fähnchen: Berlin, Deutschland, EU. (…) die Akteure wandern immerfort durch Räume und Zeiten und wechseln dabei laufend Kostüme und Identitäten. Das bringt, so paradox es klingen mag, Klarheit in die Handlung. (…) Es gibt keine Heimlichkeiten, alles geschieht öffentlich, jeder kriegt alles mit. (…) Nicht enden wollender Applaus, die Sänger baden darin, auch die fantastische Akademie für Alte Musik.”

FAZ, Eleonore Büning, 2.5.15

,,Jetzt ist Jacobs bei der Oper ,Emma und Eginhard’ angekommen. Zusammen mit der hinreißend aufspielenden Akademie für Alte Musik Berlin und der ganz auf Jacobs Wellenlänge agierenden Regisseurin Eva-Maria Höckmayr hat er das Riesenstück nicht nur auf vergnügliche drei Stunden eingedampft, sondern als großes Welttheater in ein die Zeiten klitterndes Herrscherpalais verpflanzt, das Nina von Essen auf die Drehbühne gestellt hat.(…) Dem Slapstick begegnet immer wieder das große romantische Liebesgefühl, dem hier die Steifheit des Barock genauso fehlt wie dessen eindimensionale Affektdramaturgie.”

SZ, Reinhard J.Brembeck, 29.4.15

,,Für die Berliner Staatsoper im Schillertheater haben Eva-Maria Höckmayr (Regie), Nina von Hessen (Bühne) und Julia Rösler (Kostüme) eine kongeniale, moderne Version dieses Festspiels des hanseatischen Selbstbewusstseins entwickelt.

Müde vom Krieg gegen die Sachsen beginnt Gyula Orendt als Karl der Große diese Reise durch die Epochen. (…) Karl gibt Krone und Mantel seinem Hofnarren und schaut nur noch zu, bis er am Ende wieder gebraucht wird, weil er dann die Zentralfigur einer echten Tragödie ist. Er hat Robin Johannsen gesehen, seine Tochter Emma, wie sie mit Nikolay Borchev, seinem Sekretär Enighard, davon zieht, diesem blassen Brillenträger.

Bei Höckmayr entschweben sie eng umschlungen am Seil in den Bühnenhimmel, von Schneeflocken umweht. Das ist nur eines von vielen wunderschönen, ironischen Bildern dieses Theaters.”

TAZ, Niklaus Hablützel, 28.4.15

,,Teuer und detailverliebt wirkt Höckmayrs Inszenierung von Anfang an. Eine Inszenierung, die intelligent und glänzend unterhält, eine farbige, requisitenschwangere Inszenierung, an der man sich kaum sattsehen kann. (…) Höckmayr erzeugt surreale Ensemblebilder und schwerelose Schneelandschaften. (…) Bei aller grandiosen Verspieltheit und allem virtuosen Ideenwirbel – für Höckmayr steht die Musik an erster Stelle, aus ihr heraus entwickelt sie das Geschehen. (…) doch braucht diese Oper ein paar handfeste Gags, und die hat Höckmayr natürlich parat. (…) Und da ist die vielleicht berühmteste Szene der ganzen Oper – Eginhard, der von Emma auf dem Rücken getragen wird, damit seine Schuhe keine Spuren im Neuschnee hinterlassen. Höckmayr lässt eine Miniatur-Emma mit Eginhard-Puppe Zickzack laufen. Verfolgt vom fluchenden Karl.“

Berliner Morgenpost, Felix Stephan, 28.4.15

,,Mit Telemanns genialer Mischung höchsten, hohen und niedrigen Bühnenpersonals schufen die Regisseurin Eva-Maria Höckmayr sowie die Bühnenbildnerin Nina von Essen aufregende Spielplätze. Ständig rotiert die Drehbühne, jeder beobachtet jeden, man sieht einander und verbirgt sich, man kriecht durch Kaminlöcher und erklimmt hohe Leitern, genießt die Liebe in ihrer ganzen Mannigfaltigkeit. Nichts ist ganz klar, die Zeit-, und Handlungsebenen wechseln; barockes Wundertheater.” 

Neues Deutschland, Irene Constantin, 29.4.15